MDR
So denkt Sachsen
Report, Gesellschaft und Politik • 21.08.2019 • 20:15 - 21:15
Wiebke Binder
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Moderator Andreas F. Rook
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Produktionsland
D
Produktionsdatum
2019
Report, Gesellschaft und Politik

Das große "Exakt"-Wahlextra vom MDR-Landesfunkhaus Sachsen bildet am 21. August - 11 Tage vorm Urnengang - die Stimmungslage im Freistaat ab.

In enger Zusammenarbeit mit dem Wahlforschungsinstitut infratest dimap ist eine spannende Stunde Fernsehen entstanden. Grundlage der Sendung sind Tiefeninterviews mit Wählern in Freiberg. Die Bergstadt lag bei der letzten Landtagswahl am dichtesten am landesweiten Ergebnis und fungiert somit als Muster-Kommune für das ganze Bundesland. Eine Wahlforscherin hat die Tiefeninterviews geführt, aufgenommen wurden sie von Fernsehkameras. Im eigens zu diesem Zweck aufgebauten Meinungslabor äußerten sich die Menschen sehr offen über ihre politischen Einstellungen und ihr beabsichtigtes Wahlverhalten.

Die Befragten äußerten Wut und Enttäuschung, aber auch nachdenkliche, analytische Gedanken. Die Versäumnisse in der Bildung, eine überbordenden Bürokratie, das anhaltende Lohngefälle zwischen Ost und West und eine gefühlte Ungerechtigkeit in der Gesellschaft wurden kritisiert. Auch das Erstarken der AfD spielte in den Gesprächen eine große Rolle. "Das sind alles Protestwähler und wenn die nicht endlich losmachen, passiert hier ein Unglück." Auf diese Befürchtung einer 62-Jährigen antwortet ein anderer: "Man muss nachdenken, wo führt der Protest hin. Das ist gefährlich, man hat die Stimme abgegeben, irgendwo sitzt dann doch jemand an der führenden Position in einem Parlament und macht mit uns, was er will."

Politikexperte und Wahlforscher Prof. Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin analysiert die Meinungsäußerungen und ordnet sie ein. "In die wegweisenden Entscheidungen, die in Bundesparteien getroffen werden, fließen in nur geringem Anteil ostdeutsche Interessen ein. Das war lange eine Chance für die Linkspartei, weil sie sich exklusiver um die Interessen ostdeutscher Menschen kümmern konnte. Aber auch die AfD schafft es heutzutage diese ostdeutschen Erwartungen, Wünsche gezielter anzusprechen und dann ist es naheliegend, dass sich Menschen dort ernst genommen fühlen und das wählenswert finden." Die Interviews aus dem Meinungslabor werden mit Reportagen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten komplettiert. Abiturientinnen beklagen das braune Image Sachsens, die ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Solarworld fordert durchdachtere Politikkonzepte, Mitarbeiter in einem Freiberger Pflegeheim erzählen von ihren Alltagssorgen und ihren Forderungen an die Regierenden.