ZDF
aspekte
Info, Reportage • 17.03.2023 • 23:35 - 00:20
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Originaltitel
aspekte
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2023
Info, Reportage
Wut ist in unserer Gesellschaft ein verpöntes Gefühl. Wütende Menschen werden gefürchtet und gleichzeitig verachtet. Doch woher kommt die Wut? Und hat sie womöglich auch positive Seiten? "aspekte" fragt, was Menschen in Deutschland wütend macht und wie sie mit ihrer Wut umgehen. Was bringt junge Menschen in Rage? Unterscheidet sich weibliche Wut von männlicher? Führt Wut automatisch in die Sackgasse, oder kann sie Katalysator für Neues sein? Das aggressive Potenzial der Wut ist bekannt. Um sich abzureagieren, gilt Sport als probates Mittel. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten. Ein Trend, der aus den USA nach Deutschland geschwappt ist: "Rage Rooms", Räume, die man mieten kann, um das darin befindliche Mobiliar kurz und klein zu schlagen. Ob das wirklich hilft? Jo Schück probiert es für "aspekte" aus. Heizt sich das Klima in unserer Gesellschaft immer mehr auf? Wer im Straßenverkehr unterwegs ist, wird diese Frage wahrscheinlich ohne zu zögern mit Ja beantworten. Wo Autos, Fußgänger, Radfahrer, E-Scooter und Lieferwagen aufeinandertreffen, ist meist wenig Rücksicht, aber jede Menge Wut im Spiel. Jo Schück begleitet einen gestressten Fahrradfahrer durch Berlin. Und er streift mit Streetworker Burak Caniperk durch seinen Kiez Charlottenburg. Auch dort hat er es mit Jugendlichen zu tun, für die Wut und die damit verbundene Aggression oft die einzigen Mittel sind, sich auszudrücken. Und wo jeder Streit in eine Schlägerei münden kann. "Der Klügere tritt nach" - so die treffende Formulierung dafür in "Sonne und Beton". Die Verfilmung des autobiografisch inspirierten Romans von Comedian Felix Lobrecht ist gerade in den Kinos angelaufen. Der Film spielt in Berlin-Gropiusstadt, einer Hochhaussiedlung, wie es sie in vielen deutschen Großstädten gibt, und erzählt von der Verzweiflung und Wut der Jugendlichen, die in eine Zukunft ohne Perspektiven blicken. Jo Schück trifft dort auf den Regisseur David Wnendt und seinen jungen Hauptdarsteller Levy Rico Arcos. Mit der Wut der Frauen setzt sich das Theaterstück "Furios" auseinander. Für Regisseurin Réka Kincses hat Wut sehr viel positive Kraft. Sie stammt selbst aus einer Familie von "wütenden Frauen" und will mit der Inszenierung eine Lanze brechen: für einen offenen Umgang mit der Wut. Denn sie permanent zu unterdrücken, kann in Depressionen münden oder irgendwann in eine ungeahnte Explosion, so wie bei der Hauptfigur "Nadine" im gleichnamigen Roman der Schriftstellerin Katrin Seddig. Wut über das, was schiefläuft in unserer Gesellschaft, ist für viele Kabarettisten ein Antriebsfaktor. Comedienne Carolin Kebekus rechnet mit den patriarchalen Strukturen und mit der katholischen Kirche ab, der Kabarettist Jean-Philippe Kindler setzt bei der Politik an. "aspekte" trifft ihn und "Gernot Hassknecht", den Wüterich aus der ZDF-"heute-show", und spricht mit den beiden über die Bedeutung der Wut für ihr Schaffen. Kann Wut zum Motor für Veränderungen werden? Davon sind die Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" überzeugt, auch wenn ihre Klebe-Aktionen bei vielen eher Wut auf die Gruppe als auf die Zustände auslösen. Gibt es sie also, den positiven Wert von Wut? Viele Psychologinnen und Psychologen betonen, dass Wut wertvoll sein kann. Und auch der Berliner Rapper Trille glaubt fest daran. In seinem neuesten Song besingt er die "Gute Wut".